Am heutigen Nachmittag stand die Marktbreiter Reserve vor unseren Toren. Ein Gegner der uns in der Vergangenheit schon des Öfteren vor überraschend große Aufgaben stellte. Wie immer waren wir von Christian dahingehend gewarnt, keinen Rückschluss aus dem Marktbreiter Tabellenplatz auf deren Qualität zu ziehen. Auch wenn wir auf die Gebrüder Abendroth, sowie Stephan und Patrick verzichten mussten, konnten wir immer noch eine stattliche Kreisklassen Mannschaft in den Ring schicken. Vor allem Offensiv konnten wir aus dem Vollen schöpfen. Sulzfeld hatte am Tag zuvor Punkte gelassen und so schien der Dritte Platz zum Greifen nah. Außerdem hatte unser Coach nicht nur 120% Einsatz sondern auch eine bessere Heimbilanz gefordert. Ein Sieg musste also her.

Leichter gesagt als getan. Den Zuschauern bot sich ein zähes Spiel. Mit unserer brandneuen 4-2-3-1 Formation hatten wir uns vorgenommen die Marktbreiter Defensive sehr früh beim Aufbauspiel anzulaufen und zu langen Bällen zu zwingen. Leichter vorgenommen als getan. Die Marktbreiter Viererkette war durchaus komfortabel besetzt und fand stets eine spielerische Lösung aus unserem Pressing. Endstation der Lösungen war jedoch oft schon im Mittelfeld. Ähnlich ging es auch uns: wenig Spielkontrolle, kaum nennenswerte Aktionen. Durch die mangelnde Spielfreude und die wenigen Strafraumszenen brauchte es schon einen ordentlichen Fehler von eines der beiden Teams um Chancen für das andere zu kreieren. Und so kam es dann auch. Eine ungefährlich geglaubte Halbfeldflanke der Marktbreiter – eher als Notlösung gedacht – fand dank eines Kommunikationsfehlers von Christian und seiner Außenbahn einen Marktbreiter Stürmer in aussichtsreicher Position. Dieser ließ sich die erste erwähnenswerte Chance nicht nehmen und vollendete aus 10 Metern zum 1:0 für Marktbreit. Eine Antwort unsererseits blieb aus. Wir versuchten ruhig zu bleiben und übten uns weiterhin am sauberen Aufbauspiel. Dabei nutzte der wachsame Marktbreiter Stürmer einen kleinen Stoppfehler von Dieter, um vermeintlich alleine auf unser Tor zuzulaufen. Dieter, der beim Ausbügeln seines Ballverlustes nichts unversucht lassen wollte fuhr die langen Beine aus. Leider jedoch etwas zu spät. Das Ergebnis: kein schlimmes Foul, aber auch kein Ballkontakt. Die kirschfarbene Konsequenz für unseren Abwehrhünen machte unser Innenverteidiger Küken Valle zum letzten seiner Gattung im SVW Dress. Der daraus resultierende Freistoß war nicht der Rede wert. So retteten sich die verbliebenen 10 Willanzheimer in die Halbzeit. Das hatten wir uns anders vorgestellt!

Die letzten 45 Minuten begannen ähnlich wie die ersten. So waren keine 15 Minuten gespielt, da war es wieder ein Querschläger der für unsere zu weit aufgerückte Abwehr für Gefahr sorgte. Der hohe Ball auf die Außenbahn der Marktbreiter konnte selbst durch eine Rettungsaktion unserer Außenbahn nicht entscheidend geklärt werden. Schlimmer noch, der von uns gewonnene Kopfball landete direkt im Lauf eines Marktbreiter Stürmers. Selbst der sonst so agile Niko konnte nicht mehr rechtzeitig aus dem Tor herauseilen, um der bevorstehenden eins gegen eins Situation zuvor zu kommen. Der gegnerische Stürmer  gewann das Wettrennen, umkurvte unseren Schlussmann und vollendete problemlos. Mit zwei Toren in Front und einen Mann mehr. Dies schienen ausreichend Argumente für Marktbreit um noch etwas weniger in die Spielgestaltung zu investieren.  Aus dem bislang schwer anzusehenden Spiel dann aber ein kurzes Aufblitzen unserer Qualität: Nach einer wunderbaren Doppelpass Kombination über die so vielbespielte linke Seite, war es unser linker Außenverteidiger, der von der Grundlinie aus den heraneilenden Artur in der Mitte fand. Atschi, der auch in anderen Bereichen für seine Dosenöffner Qualitäten bekannt ist, schob auch diesmal zuverlässig ein. 2:1! Bis zu diesem Zeitpunkt waren Ballstafetten dieser Natur absolute Mangelware! Wir brauchten mehr davon! Umgehend! Deswegen bewiesen wir Mut, lösten die geflickte Viererkette auf und ließen nun auch Niklas & el Carlo Grande auf die Marktbreiter Defensive los. Benni, der aus der etwas stiefmütterlich behandelten Außenbahn mit unserer Umstellung zurück in die Zentrale rückte, strahlte durch seine eins gegen eins Qualitäten zunehmend Gefahr aus. Immer wieder konnten nun endlich Räume in der Marktbreiter Hälfte geschaffen werden. So war es Christian der einen solchen zu nutzen wusste und zu einem seiner typischen 100% Kraftläufe auf der Außenbahn ansetzte. Bevor der Hüttenheimer seinen Lauf mit einem Abschluss krönen konnte, wurde er regelwidrig in der Box zu Fall gebracht. Elfmeter war die logische Konsequenz. Obendrein trat der Übeltäter – wenn auch nur mit Gelb Rot - den Weg des Dieter Schmitt an und glich damit zum 10:10 aus. Wie immer gab sich Alex die Ehre des Elfmeterschießens. Noch immer hatte er den Schuss aus 11 Meter zu Zählbares für uns umgemünzt. So sicher, dass man es sich in Willanzheim die letzten Jahre angewöhnt hatte, das Tor bereits mit der Elfmeterentscheidung des Offiziellen zu bejubeln. Weit gefehlt! Dieses eine Mal verschätzte sich unser Routinier mit der Nummer 8 und wählte das falsche Eck. So blieb es weiterhin beim 2:1 für Marktbreit. Wieder ein Nackenschlag, doch wir wollten nicht aufstecken. Nach wie vor war Rumpelfußball der richtige Begriff für diesen Tag. Immerhin war es dem neugewonnen Schwung durch unser gewohntes vierer Mittelfeld mit zwei Spitzen geschuldet, dass wir vermehrt Druck aufbauen und zumindest Standardsituationen herausschlagen konnten. Eine solche war es auch die uns die Uhr auf Stunde null stellen ließ. Nach einem scharf getretenen Eckstoß, der nicht entscheidend geklärt werden konnte, war es Christian, der überlegt im 16er einschob. 2:2! Jetzt war alles möglich an diesem holprigen Fußballnachmittag. Doch die weitfortgeschrittene Zeit erlaubte uns nur noch wenige Aktionen. Ganz in Magic Stöcker Manier sorgte Benni schon fast in der Nachspielzeit durch eine starke Einzelaktion für einen Magic Moment. Nach der Verarbeitung eines halb langen Balls in die Box düpierte er kurzerhand den bis dato gut aufgelegten linken Innenverteidiger der Marktbreiter und machte sich aus nahezu unmöglichen Winkel mit einem starken Abschluss ins lange Eck selbst ein Geburtstagsgeschenk. 3:2 für uns! Unglaublich, aber wahr. In der letzten Aktion des Spiels ging unser Trainer voran und stellte durch ein Ampelfarbenes Foul die gewohnte Unterzahl wieder her.

Am Ende bleibt ein Erfolg, den wir rückblickend durch zwei blaue Augen betrachten können. Einen 2:0 Rückstand in Unterzahl zum Sieg gedreht. Wo auch der treuste Fan,  spätestens nach dem vergebenen Elfmeter unsererseits, Hopfen und Malz verloren sah, akzeptierte noch keiner der Jungs im Blau-Weißen Trikot die immer näher rückende Niederlage. Wo es an diesem Nachmittag an spielerischer Finesse fehlte, legten wir  mit Charakter nach. 10 Willanzheimer haben noch immer für 11 Marktbreiter gereicht.