Es berichtet Jonas Grill
Der umkämpfte Sieg vergangenes Wochenende zuhause gegen die Marktbreiter Reserve (Patrick Schmitt berichtete für Sie aus München) hatte seine Folgen: auf der einen Seite verloren wir durch die rote Karte von Dieter Schmitt einen weiteren wichtigen Teil unserer Innenverteidigung, die aus gesundheitlichen (Philipp Abendroth) und beruflichen (Patrick Schmitt) Gründen sowieso schon angeschlagen war; auf der anderen Seite gab uns der glückliche, aber wohl alles in allem verdiente Sieg Auftrieb für die kommenden Spiele. Da das Hinspiel gegen die jetzigen Gastgeber aus Hoheim schon nicht nach unserem Gusto verlief, konnte uns dieser Auftrieb für das heutige Spiel nur von Nutzen sein. Schon mit der letzten Trainingseinheit, die sehr stark „emotional geprägt“ war, wussten alle, dass das Team mit vollem Elan bei der Sache war und sich beim Tabellenschwächeren aus Hoheim gut bestückt auf jeden Fall den nächsten Dreier abholen wollte.
Das Spiel begann weitestgehend, wie wir es uns vorgestellt hatten. Durch viel Ballbesitz und die ein oder andere gute Passstafette eroberten wir uns gleich eine gewisse Dominanz im Spiel. Nach ein paar guten Anfangsminuten war eine erste Großchance, herausgespielt von Atschi und dem neu in die Startelf gerückten Niki, nur folgerichtig, auch wenn der Torwart der Gastgeber hier sich zum ersten Mal beweisen konnte. Lange Zeit hielten wir die Kontrolle über das Spiel aufrecht, nur mit weiteren Torchancen wollte es nicht mehr so ganz klappen. Vielmehr konnte sich sogar der Gegner mit gefährlichen Aktionen auf den Willanzheimer Kasten erstmals zu Wort melden. So nahm das Spiel aus unserer Sicht eine gefährliche Tendenz an. Wir hatten weiterhin die Dominanz am Ball, konnten aber trotz eines guten und geordneten Aufbauspiels keine große Gefahr mehr nach vorne ausstrahlen. Freundlicherweise – Achtung, Sarkasmusalarm anstellen– nahmen uns diesen Job die Jungs aus Hoheim ab. Glücklicherweise – Sarkasmusalarm wieder ausstellen – konnten sie die Chancen nicht zu barer Münze machen. So spiegelte der 0:0-Pausenstand den Verlauf des Spiels gar nicht mal so schlecht wieder.
Die große Frage der Halbzeit war: Wie bekommen wir mehr gefährliche Aktionen im letzten Angriffsdrittel? Wir beantworteten diese Frage mit der Umstellung auf unser altbekanntes 4-4-2-System und dem Positionstausch von Benni und dem Niktator. Viel veränderte sich dadurch für uns aber leider nicht: die zweite Halbzeit ging ähnlich weiter, wie der erste Durchgang endete. Die Hoheimer kamen weiter zu guten Chancen, während wir nur vereinzelt auf das Tor der Gastgeber vordringen konnten. Schließlich brachten sie sich durch einen gut getretenen Freistoß und die daraus resultierende Kopfballabnahme schon früh in der zweiten Hälfte mit 1:0 in Führung. Es schien, als würden wir uns dadurch langsam aus unserem Konzept bringen lassen, wodurch wir defensiv weiter aufsteckten, um mehr in die Offensivreihen um Carlos, Benni, Niki und Atschi stecken zu können. Die Folge war, dass wir uns einen Konter einfuhren, nachdem wir wieder einmal an der letzten Abwehrreihe unserer fightenden Gegner hängen blieben. Alex versuchte den Angriff der Gegner frühzeitig mit einem beherzten Zweikampf zu beenden, schlug bei dem Versuch aber fehl und der Gegner stürmte weiter aufs freie Tor, gehütet nur noch von Niko. Auch dieser konnte aber der Willenskraft des vorgetragenen Konters nicht mehr die Luft nehmen. 2:0. Flashback. Déjà-Vu. Marktbreit… Wieder einmal standen wir mit dem Rücken zur Wand, doch diesmal hatten wir einen vermeintlichen Trumpf im Vergleich zum letzten Spiel in der Hand, denn wir mussten den Rückstand nicht in Unterzahl aufholen. Und so taten wir, was Willanzheim schon seit 40 Jahren durchgehend getan hat, sofern man dem Wahrheitsgehalt der Interjektionen der alten Willanzheimer Zuschauer-Riege Glauben schenken darf: es ging nach füan! Um jeden Preis mussten wir den Anschluss erzielen, um uns weiterhin an den Strohheim- ich meine natürlich Strohhalm der Hoffnung klammern zu können. Hoheim setzte wie zu erwarten noch stärker auf den bewährten Abwehrriegel und mauerte sich ein, wodurch wir aber endlich etwas besser unsere Offensivqualitäten ausspielen konnten. Schuss Atschi, Abpraller vom Torwart, Nachschuss, 2:1. Die Grundlagen waren geschaffen für einen interessanten Fight in der Crunchtime bei sonnigem Wetter auf dem Hoheimer Grün. Die folgenden Minuten sind ohne große Schilderungen voraussehbar, vor allem HSV-Fans können hier aus ihrer Erfahrung schöpfen. Wir drängten auf den Ausgleich, Hoheim wiederum versuchte mit vereinzelten Aktionen sich daraus zu befreien und mit etwas sehr lange andauernden Verletzungspausen, Torwartparaden und Auswechslungen Zeit zu schinden. Schlussendlich hatten wir trotz ein paar weiterer guter Chancen und taktischer Veränderungen dem Bollwerk des SVH nicht mehr ausreichend genug entgegenzusetzen; der Schiedsrichter pfiff beim Stand von 2:1 und einer zeitgleichen unschönen Abwehraktion gegen Benni ab, woraufhin dieser nach Abpfiff noch behandelt werden musste.
Und obwohl zum Glück keine schlimmeren Verletzungen die Folge waren, blieb nach Spielende dennoch logischerweise der Unmut spürbar… Wir waren über das ganze Spiel die bessere Fußballmannschaft, konnten uns aber über die weitesten Strecken des Spiels nicht zu unserem eigentlichen Ladenpreis verkaufen. Da allerdings auch unser Tabellennachbar Gülchsheim an diesem Spieltag Punkte gelassen hatte, dürfen wir nun weiterhin um den Aufstieg qua Relegation hoffen.
Außerhalb des standardisierten Rahmens sei auch nochmal unser Innenverteidiger-Küken Vale herauszuheben, der trotz großer, auf ihn übertragener Verantwortung als Rookie ein grundsolides Spiel gemacht und dadurch in vielen Bereichen schlimmeres verhindert hat. Chapeau!