Die Vorzeichen waren also klar. Wir fühlten uns durch den deutlichen Heimsieg aus der Vorwoche in der Rückrunde angekommen, und konnten mit breiter Brust zum Tabellennachbarn reisen. Was hatten wir schon zu verlieren? Wenn alles gut läuft, stürmen wir mal wieder den zweiten Platz. Doch danach sah es in der Anfangsphase lange nicht aus. Die Hausherren übernahmen von Beginn an das Heft in die Hand, und kontrollierten beinahe zu 100% das Spiel. Wir schienen mit dem Kopf noch irgendwo in der Kabine zu sein, jedenfalls bekamen wir 20 Minuten lang keinen Fuß auf den Boden. In der Defensive präsentierten wir uns ungewohnt fahrig, es reihte sich Querschläger an Fehlpass und wir hatten schließlich eine riesen Portion Dusel, dass wir in der Anfangsphase nicht früh in Rückstand geraten sind. Auch in der Offensive waren wir weitestgehend abgemeldet. Die Martinsheimer hatten keine Probleme, den Ball in den eigenen Reihen laufen zu lassen und uns von deren Tor fern zu halten. Wir waren einfach immer wieder viel zu hektisch, und konnten den Ball, so denn wir ihn auch mal hatten, weder kontrollieren noch konstruktiv nach vorne spielen. Und doch waren wir plötzlich mal da. Wie aus dem nichts kam Jonny nach 30 Minuten zum ersten Torabschluss. Sein platzierter Schuss wurde vom Keeper noch an die Latte gelenkt. Der Nachschuss von Markus wurde schließlich noch von zwei Martinsheimern auf der Torlinie zur Ecke geklärt. Das wäre es gewesen, wenn wir mit der ersten Aktion in Führung gegangen wären. Die Gastgeber waren also gewarnt. Es ging zwar nicht viel bei uns. Doch wenn was geht, wird es brandgefährlich. Und tatsächlich gingen wir nach 35 Minuten mit 0:1 in Führung. Ein von Jonny getretener Eckball fand im Zentrum mit Philip einen Abnehmer, der per Kopfball die Führung besorgte. Zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich verdient, aber sei es drum. Die Führung tat uns zweifelsfrei gut, und gab uns etwas Sicherheit. Die Gastgeber hatten zwar nach wie vor die weitaus bessere Spielanlage, doch  scheiterten sie immer wieder am eigenen Unvermögen oder am glänzend aufgelegten Holger im Tor. Nach 40 Minuten dann beinahe das 0:2. Jonny, von Artur sehr gut in Szene gesetzt, zog aus 25 Meter ab, und sein Ball landete erneut am Querbalken. Zum zweiten  Mal schon Latte, das wäre es kurz vor der Halbzeit doch gewesen. Doch so blieb es schließlich zur Halbzeit bei der knappen Führung für uns. In der zweiten Halbzeit dann lange Zeit das gleiche Bild. Wir waren weiterhin sehr passiv und überliesen Raum und Ball weitestgehend dem  Gegner, um in der 55. Minute erneut eiskalt zuzuschlagen. Wir hatten Freistoß aus ca 23 Metern halblinke Position. Lukas trat an und schoss einen sehr guten Ball, den der Keeper nur abklatschen konnte. Jonny stand da, wo ein Mittelstürmer zu stehen hat, und staubte humorlos zur 0:2 Führung ab. Verkehrte Fußballwelt, unsere Effizienz  an diesem Tag war sehr beeindruckend. Doch das Spiel war noch zu frisch, um einen Haken dran zu machen. Martinsheim drehte weiter auf, und hatte drei, vier, fünf erstklassige Möglichkeiten, um mindestens den Anschlusstreffer zu schießen. Doch immer wieder scheiterten die Hausherren an ihrer eklatanten Abschlussschwäche, oder eben am bärenstarken Gringo  im Tor. Ganz starke Leistung heute von unserem Schlussmann! Wir verlegten uns aufs Kontern, was uns aber mit zunehmender Spieldauer immer weniger gelang. In der 70. Minute klappte es dann doch noch. Tor für Martinsheim nach einem strammen Schuss aus 20 Metern. Jetzt war natürlich noch einmal Feuer unterm Dach. Die Hausherren drückten mit aller Macht auf den Ausgleich, und scheiterten immer wieder an unserem Keeper Holger oder an seinen Vorderleuten. Wir hatten offensiv  nur noch sehr wenig entgegenzusetzen. Die wenigen sich bietenden Gelegenheiten spielten wir schließlich richtig schlampig aus, so dass wirklich Zittern bis zum Schlusspfiff angesagt war. Dieser kam dann auch nach 94 Minuten, als die  Gastgeber ihre letzte Chance, einen direkten Freistoß aus 22 Metern, auch noch versimpelt hatten. Schluss aus vorbei! Drei Punkte gewonnen, und das richtig glücklich. Aber so ist eben der Fußball. Was helfen 10 Großchancen, Ballbesitz und Spielaufbau? Es zählen die geschossen Tore, und davon hatten wir am Ende eines mehr als der Gegner. Wir nehmen den Sieg natürlich gerne mit, und finden uns tatsächlich auf Platz zwei im Ranking wieder. Schon kurios, wenn wir uns an die Ergebnisse und Leistungen aus Bibergau und Theilheim erinnern. Nächste Woche kommen die Erlacher, da können wir uns hoffentlich wieder steigern und schöneren Fußball bieten. Wobei… was gibt es Schöneres, als einen dreckigen AUSWÄRTSSIEG?