Nachruf auf unseren Ehrenvorstand Hannes Stöcker

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Liebe Vereinsfamilie,

in den Morgenstunden des 04. Mai 2022 standen die Zeiger der Uhr, welche den SVW in guten und schlechten Zeiten begleitet, für kurze Zeit still. Der Lebenskreis unseres Ehrenvorstandes Hannes Stöcker hatte sich nach seiner schweren Erkrankung geschlossen, sein Herz hatte aufgehört zu schlagen.
Hannes, geboren am 21. Oktober 1950, hatte seine Vereinsgene schon in die Wiege gelegt bekommen. Er sollte schon in frühen Jahren, zusammen mit seinem Bruder Ernst, bei den blau-weißen seine Fußspuren hinterlassen. Dies begann, als beim SVW 1966 erstmals eine A-Jugend aufgestellt wurde. Natürlich war Hannes mit dabei. Mit vielen seiner damaligen Fußballkollegen verband Hannes eine lebenslange Freundschaft.


Mannschaft 1968Mannschaft von 1968 (Hannes vorne links)

1973 war Hannes Teil der legendären Mannschaft, welche von der damaligen C- in die B-Klasse aufstieg. Willanzheim, als kleine Ortschaft, ließ mit dieser Meisterschaft aufhorchen. Neben dem begeisterten Fußballer Hannes Stöcker, erwuchs in ihm auch die Bereitschaft Verantwortung im Verein zu übernehmen. Zunächst als Ausschuss-Mitglied, wurde er in der Generalversammlung 1977 zum neben Peter Haupt als erstem, zum zweiten Vorstand gewählt.

Mannschaft 1973Meister-Mannschaft von 1973  (Hannes, hintere Reihe, 3. von rechts)

Natürlich war Hannes mit großem Eifer dabei, als die Sporthalle erstmals renoviert wurde. Neben seiner großen Passion, dem Fußball, stand Hannes aber auch schon in seinen jungen Jahren als Spieler der Theatergruppe auf der Bühne und war fester Bestandteil unseres Männerchores.

Theater1978Hannes (links) beim Theaterauftritt von 1978

Als wir 1981 nach zwei spannenden Relegationsspielen in Heidingsfeld (3:2 gegen Thüngersheim) und Estenfeld (3:1 gegen Margetshöchheim) in die damalige A-Klasse aufstiegen, war ganz Willanzheim wie elektrisiert. Hannes erzählte oft von diesen Erlebnissen. Das Spiel, bei dem wir nur ein Jahr später in Großlangheim vor 2000 Zuschauern dem SC Dettelbach bei der Abstiegsrelegation mit 2:3 unterlagen, hat Hannes tief beeindruckt hinterlassen.

Hannes Bereitschaft sich für den Verein und die Gemeinschaft einzubringen, kannte keine Grenzen. 1984 beerbte er Peter Haupt auf dem Posten des ersten Vorstandes. Wer hätte es damals ahnen können, dass diese Ära erst 2017 enden wird? 1985 wird der Innenausbau des Sportheims am alten Sportplatz abgeschlossen. 3100 Stunden Eigenleistung werden eingebracht – ein Meilenstein in der Geschichte unseres Vereins. Dieses Jahr ist auch die Geburtsstunde unserer Vereinsfreundschaft mit Wengen im Allgäu. Eine Freundschaft die Hannes ganz besonders am Herzen lag, die er pflegte und die uns viele unvergessliche Momente einbrachte. 1988 – wieder zwei Leuchtturm-Ereignisse im Meer unserer Vereinschronik – unser Männerchor erreicht als bis dato einziger der Sängergruppe Steigerwald die Leistungsstufe I und darf sich „Leistungschor des fränkischen Sängerbundes“ nennen. Dazu steigt unsere erste Mannschaft erneut in die damalige A-Klasse (Kreisliga) auf. Man kann sich vorstellen, wie stolz Hannes als Vorstand dieses Vereins, als aktiver Sänger und aktiver Spieler war.


Wengen 2003 | Sänger 2017
Hannes in Wengen 2003 und bei den Sängern 2017

Die Folgejahre waren Blütejahre unseres Vereins – immer mehr Jugendmannschaften reihten sich im Vereinsleben ein – eine weitere Gymnastikgruppe wurde ins Leben gerufen. Diese Blütezeit ging nach der Jahrtausendwende mehr und mehr in eine Reifezeit über. Hannes trieb mit seiner Vorstandschaft, dem Ausschuss und seinen Mitstreitern den Traum von einem neuen Sportplatz voran. Nach über 20 Jahren Planung, Hoffnung und vielen Gesprächen war es im Jahr 2003 soweit. Der SVW stürzte sich in ein Jahrzehnt intensivster Tätigkeit – die Realisierung des Sportparkes stand an.

Hannes (rechts) beim Spatenstich für den Sportpark 2003

Bis zu seiner Einweihung im Jahr 2005, mit großem Turnier, Beatabend, Gottesdienst und allem was dazu gehört, leisteten die Helfer über 8.500 ehrenamtliche Stunden. Hannes war praktisch jeden Tag vor Ort und so verwuchs er mit diesem Projekt. Dieses war gerade erst kurze Zeit abgeschlossen, da überraschte Hannes seinen völlig verdutzten Ausschuss mit der nächsten Vision – der Sanierung unserer alten Sporthalle – „wenn nicht jetzt, wann dann?“ war seine pragmatische Aussage – zurücklehnen gab es für ihn nicht. So beendete der SVW 2008, was ein Jahr zuvor begonnen wurde – das zweite große Projekt – das Projekt Zukunft SVW. Über 5.000 Stunden wurden erneut abgeleistet – es forderte viel Kraft und Geduld – doch die Gemeinschaft, der Hannes vorstand – schaffte Unglaubliches. Mit der Umsetzung dieses Projektes konnten unsere „Indoor-Sparten“ hervorragende Bedingungen vorfinden und uns war es möglich mit der neuen Einnahmequelle „Hallenvermietung“ unsere finanziellen Verpflichtungen zu bedienen. Ein kühl und kühn durchgeplantes Projekt. Nicht jeder wäre bereit gewesen als Vorstand dieses Risiko einzugehen – Hannes war es!

Hannes beim Sportplatzbau (oben) und bei der Hallenrenovierung (unten)


Einweihung_Sportpark_RenovierungHalle

Hannes bei der Einweihung des neuen Sportgeländes (2005) und der neu renovierten Halle (2008)

Der Motor des SVW lief, er lief bemerkenswert… und Hannes blies zum letzten Angriff! Ende Juli 2016 wurde das Projekt Sportpark abgerundet. Mit dem Bau des neuen Kabinentraktes und einem, dem bestehenden Wirtschaftsgebäude vorgelagertem, Wintergarten schaffte unsere Gemeinschaft eine nicht für denkbar gehaltene Leistung. 2017 folgte die Einweihung, dieser beiden Vorzeigeprojekte. Der SVW war fit und wettbewerbsfähig gemacht für die Zukunft. Mit diesem Projekt endeten 14 äußerst intensive (Bau-)Jahre für den SVW – und, ganz besonders für Hannes. Es war auch das letzte, welches er als 1. Vorstand zu verantworten hatte, denn Hannes beendete damit sein Engagement in der ersten Reihe beim Sportverein.


2016 wurde der Bau des Kabinentrakts und des Wintergartens unter der  Führung von Hannes in Angriff genommen.

Von 1977 bis 2017, davon ab 1984 als erster Vorstand – welch eine Energie, welche eine Leistung! Hannes wirkte nie um des Dankes Willen, wollte nie im Mittelpunkt stehen für das Geleistete. Er lebte für den Verein und weil er das Leben im Verein und der Gemeinschaft liebte, war es für ihn selbstverständlich dafür so viel zu tun. Davon profitierten alle Vereine, davon profitierte ganz Willanzheim. Vor allem beim jährlichen Dorffest machte sich dies bemerkbar. Hannes war hier einer der Takt-und Ideengeber und viele Jahre begeisterter Festkassier.  

ehrenvorstandschaft2017

Hannes gab 2017 seinen Vorstandsposten ab und wurde zum Ehrenvorstand ernannt.


Hannes ging in allen Sparten des SVW auf. Als Sänger im 2. Tenor im Männerchor – Jahrzehnte prägte seine Stimme unsere Sänger mit – die schönen Stunden in einer tollen Gemeinschaft bedeuteten für Hannes pures Glück. Als Theaterspieler unserer Laienspielgruppe – was für eine Mimik – Hannes konnte seine ihm eigene humorvolle Art mit auf die Bühne nehmen – und er konnte damit die Zuschauer begeistern. Hannes als Fußballspieler – ein unglaublicher Techniker, ein begnadeter Kicker! Er liebte das Spiel mit dem Leder, die Gemeinschaft, den Fight, den Erfolg – alles für den Sieg – 552 Punktspiele – 216 Tore – eine Bilanz für Ewigkeit. Nur sein Bruder Ernst – lange Zeit kongenialer Partner auf dem Platz, konnte da mithalten. Hannes zog in der Saison 99/00 das letzte mal die Fußballschuhe für ein Punktspiel seiner blau-weißen an, als große Personalnot in unseren Reihen herrschte.

theater-saenger-fussballer


Hannes war ein Mensch mit Ecken und Kanten. Er konnte mit seiner Ironie und seiner Art das verbale Schwert zu benutzen sehr verletzend sein – nicht unbedingt des Verletzungswillens wegen. So stieß er manchen seiner Begleiter vor dem Kopf. Aber in unseren Reihen kannte man Hannes, er war nicht nachtragend und man musste lernen auch ihm nicht nachtragend zu sein.  Sein Wort hatte Gewicht, seine Ideen waren vielschichtig und seine Gedanken weittragend. Er war eine respektierte Persönlichkeit. Hannes hatte das Leben inhaliert, wo im Dorf und im Verein „Leben“ war, da konnte man ihn finden.

Ein Nachruf auf Hannes zu schreiben schmerzt, zu schwer wiegt der Gedanke, dass er nicht mehr in unseren Reihen, unserer Mitte weilt – eigentlich ist es unvorstellbar. Seine Leistung zu würdigen, sein Geleistetes in all seinen Facetten zu benennen, scheitert an der schier unendlich erscheinenden Präsenz seiner Person. Bei ALLEM, was den SVW ausmacht, was unseren Verein auszeichnet, müsste man seinen Namen mit erwähnen. Ich, als ein Nachwuchs-Gewächs des SVW und Begleiter von Hannes‘ Wirken, habe mir, um seine Leistung greifbar zu machen, folgenden Gedanken zurecht gelegt:

Du kannst in jeden Winkel unserer Immobilien spitzen, Dich in den entlegensten Ecken unserer Sportgelände aufhalten, Du kannst jede Veranstaltung besuchen und jeden Gedanken rund um den SVW schweifen lassen – überall wirst Du Hannes begegnen. Hätte unser Verein einen Herzschlag, es wäre seiner. In irgendeiner Form läuft er Dir in Deinen Erinnerungen über den Weg - bei all dem, was das blau-weiße Universum ausmacht ist Hannes anwesend.

Hannes Lebenskreis schloss sich in den Morgenstunden des 4. Mai 2022 im Kreis seiner Familie. Jene Familie die ihn liebte, allen voran Gerlinde, die Frau an seiner Seite. Gerlinde war die Stütze dieser Familie, das Fundament, welches erst das Wirken Hannes‘ ermöglichte. Sie war mit der Toleranz und jener Stärke an seiner Seite, wie man es sich als Außenstehender kaum vorzustellen vermag. Gerlinde hielt die Familie mit Ihrem Wesen zusammen und trat nicht selten mit Ihren Wünschen zurück ins zweite Glied. In den schwersten Stunden des Abschieds stand sie an Hannes‘ Seite und ermöglichte ihm den Abschied von seiner Familie in seinem so geliebten Heimatort Willanzheim. Sein letzter Wunsch ging so in Erfüllung.

Liebe Gerlinde, liebe Maria, lieber Manu, lieber Markus, ich hoffe, dass Ihr den Schmerz des Abschieds hinter Euch lassen könnt und dieser Schmerz in ein Gefühl der lieben Erinnerung übergeht. Ich wünsche Euch aus tiefstem Herzen, dass Ihr Euch in der Gemeinschaft des SVW behütet, aufgefangen und geliebt fühlt, jene Gemeinschaft die Euch so viel zu verdanken hat.

Lieber Hannes, „alles Gute in der Welt geschieht nur, wenn einer mehr tut, als er muss.“ – dies war Dein Leitspruch, der Dich Zeit Deines (Vereins-)Lebens begleitete. Wir entlassen Dich aus dieser Welt, nicht aber aus unseren Gedanken. Du hast mit Deinem Wirken mehr Gutes getan, als man sich auch nur ansatzweise vorstellen kann – wir werden Dich nicht vergessen!

Hannes