Die Welt verändert sich ständig. Corona und die Auswirkungen des Klimwandels machten dies in letzter Zeit besonders deutlich. Nichts bleibt, wie es ist. Und so wird die Suche nach der Konstanten im Leben immer schwieriger. Wer jedoch genau hinschaut, stellt fest, es gibt sie.
Was seit einer gefühlten Ewigkeit gleich ist, ist die Tatsache, dass der SV Willanzheim kein Saisonspiel gegen den FC Iphofen verliert. Doch wird das nach der langen Zwangspause noch genauso sein?
Kann die Menschheit weiterhin auf diesen einen fixen Parameter vertrauen, der das einzige kleine Stück Sicherheit im Leben zu sein scheint? Am vergangenen Sonntag sollte die Antwort auf diese Frage gegeben werden, denn da hieß es endlich wieder: Derbytime! Und zumindest die Stunden vor diesem Saison-Highlight war unverändert. Mit jeder Stunde, mit der der Anstoß näher rückte, nahm die Anspannung, der Fokus und der Siegeswille immer mehr zu. Das war allerdings nach vergangenem Sonntag auch dringend nötig, als man hiervon einiges vermissen ließ und die zweite Niederlage im zweiten Spiel kassierte.
Entsprechend war von „der richtigen Partie zur richtigen Zeit“ die Rede – es gab etwas gutzumachen und dazu bot die Begegnung gegen den Nachbarn eine perfekte Möglichkeit. Dennoch war jedem bewusst, dass die Iphöfer alles reinwerfen und uns vor allem kämpferisch alles abverlangen werden. Was Hoffnung machte, waren die positiven Signale aus dem Lazarett. Artur Unrau, Oliver Hornig (Olle), Bastian Grill und Niklas Hein meldeten sich fit zurück. Dafür mussten wir im Vergleich zur Vorwoche auf Julian Ziegler und Valentin Scherb verzichten, die im Urlaub weilen.
Pünktlich um 15 Uhr, als die letzten Zuschauer das Sportgelände des FCI betraten, ging es dann endlich los, das heißersehnte Derby! Es war sofort zu merken, dass wir heute allein schon gemessen an der Einstellung deutlich besser in der Partie waren, wir waren in den Zweikämpfen dran, wir waren wach, wir waren griffig. Jedoch konnten wir in der Anfangsphase keine nennenswerte Abschlussszene erspielen. Stattdessen erfolgten sowohl bei den Iphöfern als auch bei uns verletzungsbedingte Wechsel, die scheinbar drohen zu einer schlechten Tradition in dieser Saison zu werden. Bei uns kam für Dominik Hirsch Sergej Unrau (Siri), der am Vorabend die angemessene Spielvorbereitung auf seine ganz eigene Art und Weise interpretierte. Zunächst sollte man meinen, dass sich diese spezielle Form des Trainings rächen würde. Denn nur drei Minuten nach seiner Einwechslung verlor Siri als Linksverteidiger im Zentrum den Ball. Weil der Rest der Abwehrkette vergessen hatte durchzuschieben, war die linke Seite folgerichtig sehr offen. Diesen Platz wusste der FCI zu nutzen. Mit einem sauberen Pass in den freien Raum wurde der Außenbahnspieler in Szene gesetzt, der bis in den Strafraum eindringen und aus kurzer Distanz trocken ins lange Eck abschließen konnte. Für Albert Poltorak (Albi) blieb da nur die Gelegenheit, seine Kappe zurecht zu rücken und den Ball aus dem Netz zu holen. Die Hausherren gingen also auf Einladung von uns und der daraus entstehenden ersten echten Chance in Führung.
Zum dritten Mal in Folge mussten wir somit einem Rückstand hinterherlaufen. Diese Erfahrung merkte man allerdings auch. Statt hektisch zu werden, versuchten wir uns mit genauem Passspiel nach vorne zu kombinieren. Für wirkliche Torgefahr konnten wir trotzdem nicht sorgen, auch wenn wir in die ein oder andere Abschlussposition kamen. Wie so oft musste deshalb eine Standardsituation herhalten, um für den Ausgleichstreffer zu sorgen. Ein von Hannes Schöller getretener Freistoß aus dem Halbfeld fand Artur, der gekonnt per Kopf auf Pascal Schmitt (El Carlos Grande) ablegte, welcher geschickt flach einschob. Schöne Kombination - man könnte fast meinen, sie sei einstudiert gewesen. Bis Ende der ersten Hälfte hatten wir mehr Ballbesitz ohne im letzten Drittel zwingend genug zu sein, um in aussichtsreiche Positionen zu gelangen. Auf der anderen Seite mussten wir sehr konzentriert sein, denn jeder Ballverlust im Mittelfeld oder jede Unachtsamkeit wurde vom FCI für Konterläufe genutzt. Bis auf ein Mal, als Philipp Abendroth bei einem langen Ball ein Luftloch trat und sein Nebenmann Basti das Absetzen vergaß, Albi jedoch rechtzeitig aus seinem Kasten eilte, wurde es aber sonst nie brenzlig.
So ging es leistungsgerecht mit einem 1:1 in die Halbzeit.
In der zweiten Hälfte war schnell zu sehen, wer das Heft des Handelns in die Hand nehmen möchte. Das waren eindeutig wir. Mit mehr Genauigkeit vor allem in den langen Pässen konnten wir die Iphöfer in Bewegung bringen, wodurch für unsere Offensivkräfte Räume entstanden. Als Musterbeispiel fungiert das 2:1 aus unserer Sicht. Ein schöner diagonaler Seitenwechsel von Jannik Burger auf Olle, der wiederum eine saubere Flanke vor das Tor schlug, wo zum wiederholten Male El Carlos Grande einlief und flach einnetzte. Spiel gedreht, so einfach geht’s! Keine zwei Minuten später war es der Torjäger selbst, der nach feinem Direktpassspiel - hätte Messi das gesehen, hätte er noch gestern bei uns unterschrieben - fast zum Assistgeber wurde, wäre Artur nicht am Torhüter gescheitert. Kurz darauf machte es Artur besser. Nach feinem Zuspiel eines FCI-Spielers lief er allein auf den Keeper zu und schloss kühl ins kurze Eck ab. 3:1, die vermeintliche Vorentscheidung, denn von den Hausherren kam in der zweiten Halbzeit offensiv gar nichts. Wir schienen sowohl vom Kopf als auch von der körperlichen Verfassung fitter zu sein, weshalb wir uns nun weitere gute Chancen erspielen konnten. Dabei muss besonders ein Akteur herausgehoben werden. El Carlos Grande machte seinem Namen an diesem Nachmittag alle Ehre und erhöhte mit seinem dritten Treffer zum 4:1. Anschließend legte er nach einem Tiki-Taka-Gedächtnisspielzug überlegt für den eingewechselten Christoph Böhm auf, der nur noch den Fuß hinhalten musste. Somit wurde es hinten raus sehr deutlich, was sich in der ersten Hälfte in der Form nicht abzeichnete.
Alles in allem konnten wir also einen aufgrund unserer deutlichen Überlegenheit nach der Pause verdienten Sieg einfahren und unsere ersten drei Punkte bejubeln. Was allerdings viel wichtiger ist, ist die Gewissheit, dass es trotz aller Unbeständigkeiten, die das Leben bereithält, eine Konstante gibt, auf die wir ALLE zählen können:
der SVW verliert das Derby nicht!!!
Und genau diese Konstanz müssen wir nun in die weiteren Spiele übertragen, um eine erfolgreiche Saison zu spielen. Schon am Mittwoch wird sie im Pokalspiel gegen Sickershausen gefragt sein, bevor am Sonntag der VfR Bibergau wartet. Zur Vollständigkeit sei noch erwähnt, dass Siri nach dem Gegentreffer gefühlt alle seine Zweikämpfe gewann und keinen Ball mehr verlor, weshalb man sagen muss, dass sich die professionelle Spielvorbereitung letztlich doch ausgezahlt hat.