Spielbericht

20. Spieltag (Nachholspiel): SV Willanzheim - SSV Kitzingen 0:1 (0:0)

| Fußball - 1. Mannschaft

Auf dem Papier steht nach unserem Spiel am vergangenen Mittwoch eine 0:1-Heimniederlage gegen den einsamen und souveränen Tabellenführer vom SSV Kitzingen. Vor der Partie hätten viele wohl gesagt: „Bei unserer momentanen Situation und so wie’s bei den Siedlern läuft… 0:1? Da können wir schon zufrieden sein.“ Etwa dieses Bild bot sich auch in unserem Tippspiel in der vergangenen Ausgabe. Sicherlich ein korrekter logischer Rückschluss auf die letzte Begegnung, in der wir gegen den Vorletzten vom SV 72 Ochsenfurt unterlagen. Doch dass Fußball weiterhin alles andere als logisch verläuft und dass gerade seine Unberechenbarkeit die Faszination dieses Sports ausmacht, ließ sich auch diese Woche im Nachholspiel bemerken.

 

„Warum sollten wir sie nicht schlagen können?“, fragte der Coach vor dem Spiel. „Warum nicht?“ Angesichts der Tabellensituation und der Tatsache, dass unser Gegner erst eine einzige Punkteteilung hinnehmen musste, ein zugegeben nach außen hin zuerst fragwürdig wirkender Motivationsversuch. Doch als die Übermannschaft, die viele von uns erwartet hatten, präsentierten sich die Gäste keineswegs. Klar, gefühlte 80% Ballbesitz hatten sie, das war auch zu erwarten. Doch wer sich beispielsweise die aktuelle Saison des FC Bayern München ansieht weiß, dass nicht die Mannschaft das Spiel gewinnt, die den Ball am längsten hat, sondern die, die ihn am öftesten über die gegnerische Torlinie befördert. Zwar gingen am Mittwoch beide Kategorien an den SSV. Aber es hätte auch ganz anders laufen können. Aber im Abstiegskampf hilft uns der Konjunktiv nicht weiter. Nun zählen nur noch harte Fakten, Punkte, Siege, Einsatz, Leidenschaft. Und mein Gott, was wäre es für eine Schande, mit dieser individuell eigentlich so starken Truppe abzusteigen! Doch es helfen auch die besten Einzelspieler nicht, wenn man nicht als Mannschaft, als Kollektiv, als Gemeinschaft auftritt – Fußball ist und bleibt Mannschaftssport. „Doppelpass alleine? Vergiss es!“

 

Die Partie begann bei angenehmen Temperaturen so, wie es eigentlich alle erwartet hatten. Wir hielten uns an die taktische Vorgabe des Trainers, tief zu stehen und die Räume möglichst eng zu halten und den SSV einfach spielen zu lassen. Zur Not sollten sich die Innenverteidiger eben fünf Minuten lang den Ball zuschieben, solange wir die Gefahr vom eigenen Kasten abhielten. Einen ersten Schock mussten wir bereits nach knapp vier Minuten hinnehmen, als Markus nach einer schönen Balleroberung zum Sturmlauf ansetzte, jedoch an der Mittellinie per taktischem Foul gestoppt wurde und so unglücklich auf die Knie fiel, dass die Partie für ihn schon früh beendet war. Sein kämpferischer und vorbildlicher Einsatz fehlte uns später merklich. Der wieder genesene, jedoch noch nicht ganz 100-prozentig fitte Sascha kam für ihn in die Partie und sollte auch zu einem der Hauptdarsteller in dieser Partie avancieren.

Vor den Toren ereignete sich im Prinzip herzlich wenig, Dieter machte ein starkes Spiel auf der Libero-Position und köpfte eine Flanke nach der anderen aus der Gefahrenzone. Zudem gewann er viele Zweikämpfe, dirigierte die Abwehr gut und hielt den Laden hinten zusammen. Gefahr ging von den Gästen lediglich durch Standards aus, echte Hochkaräter blieben allerdings absolute Mangelware. Und wie das dann manchmal so ist, eröffnet sich der unterlegenen Mannschaft plötzlich die ganz dicke Chance, für eine Überraschung zu sorgen. Nach einem Missverständnis in der Kitzinger Hintermannschaft lief der eingewechselte Sascha plötzlich mutterseelenallein auf den SSV-Keeper zu, verzögerte kurz und zog ab – doch der Schuss war zu schwach und der Schlussmann der Gäste konnte den Ball parieren, ein Gäste-Verteidiger schließlich klären.

„Hätten wir das Ding bloß gemacht.“ Tja, da war er wieder, der Konjunktiv – momentan wohl einer unserer engsten Fans und Begleiter.

Die restlichen Minuten des ersten Durchgangs verliefen ereignislos, besorgniserregend blieb nur der Gesundheitszustand unseres Kapitäns, der sich noch einmal aufrappelte und einige Bahnen lief, uns aber aufgrund seiner Schmerzen nicht mehr zur Verfügung stand.

 

In der zweiten Hälfte bot sich den Zuschauern ein unverändertes Bild. Die Siedler machten zwar nun etwas mehr Druck, ihre Hereingaben landeten allerdings immer häufiger in den Armen unseres Schlussmanns Steffen, der die Bälle zwar nicht immer gleich sicher herunterpflücken konnte, aber schlussendlich doch immer unter Kontrolle hatte. Nur in einer Situation machte er einen folgenschweren Fehler. Einige Minuten nach Wiederanpfiff bekam der SSV einen Freistoß in halblinker Position (Torentfernung ca. 35m) zugesprochen, der Ball wurde aufs Torwarteck getreten. „Ein sicherer Ball.“, dachten alle. Doch Steffen verschätzte sich und so fand das Leder den Weg in die Maschen. An dieser Stelle möchte ich speziell eine Lanze für unseren Torhüter brechen – auch aus persönlicher Erfahrung. Sicher war das Gegentor ein katastrophaler Fehler und hätte so nie fallen dürfen. Doch Fehler passieren. Nur sind sie umso schlimmer, je näher sie am eigenen Tor gemacht werden. Gerade in der jetzigen Situation hilft es uns nicht weiter, uns gegenseitig zu zerfleischen und anzumotzen oder niederzumachen. Vielleicht lesen die, die es betrifft diese Zeilen nicht einmal. Doch es ist einfach unheimlich wichtig, dass wir wieder als Mannschaft funktionieren, in der der eine für den anderen kämpft und dessen Fehler ausbügelt. Und im Übrigen ist es für mich persönlich genauso ein Fehler, eine hundertprozentige Torchance nicht zu machen wie einen haltbaren Ball passieren zu lassen. Denn – und wieder begrüßen wir den Konjunktiv – wenn wir vorne die zwei Buden machen würden, für die die Chancen durchaus da waren, dann könnte Steffen auch ein solcher Fehler unterlaufen und wir würden trotzdem als Sieger vom Platz gehen.

Doch momentan fehlt uns einfach – ich will nicht sagen, dass Glück fehlt, denn es grenzt schon an Fahrlässigkeit und Unvermögen, wie wir mit unseren Möglichkeiten umgehen – der letzte Wille,  es mit Macht erzwingen zu wollen.

Und das Ärgerlichste an der Niederlage ist nicht Steffens Fehler, der uns um den Lohn unseres Einsatzes gebracht hatte. Es ist auch nicht die Tatsache, dass wir verloren haben. Es ist vielmehr so, dass wirklich jeder genau weiß, dass wir es selbst in der Hand hatten, die Siedler zu schlagen. Dieses Wissen, diesen Ärger gilt es nun mitzunehmen und in Selbstvertrauen für die anstehenden, „wichtigeren“ Partien umzuwandeln!