"Torjäger" exklusiv: Basti on Tour

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Liebe Fußballfreunde,

heute gibt es meinen dritten Bericht über meinen Aufenthalt an der University of South Carolina in Columbia. Seit meinem letzten Bericht vor zwei Wochen hat sich nicht viel getan. Es wird Herbst hier und die ersten Blätter fallen. Die Temperaturen schwanken zwischen 10 und 20°C. Ich trage meistens noch T-Shirts, während mir viele mit Handschuhen, Mütze und Winterjacke entgegenkommen.

Nachdem die Präsidentschaftswahl beendet ist (die kaum jemanden interessiert hat, da in South Carolina sowieso nahezu jeder Republikaner wählt), widmet man sich wieder den wichtigen Dingen – Football.
Am vergangenen Samstag war das Spiel des Jahres – University of South Carolina vs. Clemson University. Dazu muss man wissen, dass die Clemson University etwa zwei Autostunden entfernt und der Erzfeind ist. Und wie sich das für die „college rivalry“ (Rivalität unter nahegelegenen Universitäten) gehört, wurde sich etwa eine Woche vor dem Spiel ordentlich darauf eingestimmt. Das Maskottchen der Clemson University ist ein Tiger und passend dazu wurde auf einem Fußballfeld hier ein etwa 15 Meter großer Tiger von der Engineering Fakultät aufgebaut und unter dem tobenden Beifall der Menschenmenge gebührend verbrannt – sensationell und Bombenstimmung. Das wurde dann gut eine Stunde mit geschätzten 1.000 Studenten, Bühnenaufführungen und abschließendem Feuerwerk gefeiert. Vergeblich gesucht haben ich und mein Schweizer Kollege allerdings die Bier- oder Cocktailbar. Aber da kein Alkohol in der Öffentlichkeit erlaubt ist und sowieso keiner an unter 21-Jährige ausgegeben wird, hat man auch so Spaß. Das Spiel hat übrigens unsere Uni wieder gewonnen…

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Über Thanksgiving war ich von 20.11. bis 25.11 bei einer Familie von Freunden, mit denen ich in Columbia regelmäßig Fußball spiele, nach Myrtle Beach (etwa 2,5h von Columbia) eingeladen. Die haben ein riesiges Strandhaus und wir haben dort mit der gesamten Familie Thanksgiving gefeiert, 50 Meter vom Strand entfernt. Myrtle Beach gehört zu den schönsten Stränden der Ostküste Amerikas, viele sagen, es ist DER schönste Strand – und das wohl auch vollkommen zurecht, gerade die Sonnenuntergänge mit Palmen am Strand dort sind unglaublich schön. Ideal für Beachsoccer. Am Strand findet man übrigens auch Haizähne, daumenkuppengroß.

An Thanksgiving selbst gab es dann traditionell Turkey (Truthahn) mit Beilagen. Die Amerikaner geben übrigens 450 Millionen Dollar für Turkey an Thanksgiving aus. Als Gast habe ich während der Zeit dann immer wieder typisches amerikanisches Essen serviert bekommen, was natürlich nicht wirklich gesund ist, aber es schmeckt. Sobald man mit Leuten ins Gespräch kommt und zur Sprache kommt, dass man aus Deutschland ist, wird man stets in irgendwelche „Drinking competitions“ (Trinkwettbewerbe) involviert. Ich denke, ich vertrete die Deutschen ziemlich gut und habe der Familie dann auch erklärt, dass man deren Bier am ehesten zum Zähneputzen verwenden kann, nicht zum Trinken. Nachdem das geklärt war, sind wir dann zum nächsten Supermarkt gefahren, wo wir erst einmal gutes deutsches Bier gekauft haben. Begeistert waren auch alle, als ich Bier mit der Zeitung aufgemacht habe und ihnen gezeigt habe, wie man Bierflaschen mit Bierflaschen öffnet.

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Am Tag nach Thanksgiving (Donnerstag) startet traditionell um Mitternacht der Black Friday. An Black Friday gewähren nahezu alle Geschäfte, ob Elektronik oder Kleidung, enorm hohe Rabatte und die Amerikaner nutzen diesen Tag, um den Großteil der Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Black Friday ist der Tag, an dem der höchste Einzelhandelsumsatz in den USA stattfindet. Die Menschen stehen in Massen vor den Geschäften um Mitternacht, um die besten „deals“ zu bekommen. Wie sich das gehört, habe ich mich auch daruntergeschlichen und einige super „deals“ ergattert. Oft gewähren die Outlets nochmals 60-70% Rabatt auf ihre Preise. Ein paar Fakten hierzu: 235 Millionen (75% aller Einwohner) Amerikaner sind an diesem Freitag einkaufen gegangen und haben im Schnitt 425 Dollar ausgegeben, was einem Einzelhandelsumsatz von knapp 60 Mrd. entspricht. Es gibt auch jährlich Schlägereien um die besten Deals und es kommt auch vor, dass Leute erschossen werden oder zu Tode getrampelt werden in der Masse.

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Samstag war dann Family Day und es ging zum „Putt Putt“ (Minigolf). Myrtle Beach hat mit die höchste Dichte an Minigolfplätzen und Golfplätzen in den Vereinigten Staaten. Die Minigolfplätze sind wie kleine Abenteuerparks aufgebaut – echt schön. Nach dem Spiel – und dem Sieg von „Team Germany“ – wurde vorgeschlagen, den Park in „Germany´s Putt Putt Park“  umzubenennen – aufgrund der vier Hole-in-Ones (ein Schlag zum Einlochen). Bisher wurde das allerdings nur vorgeschlagen. Samstagabend war dann „Game day“, das Football-Spiel der Clemson University gegen die University of South Carolina.


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Das war dann auch das interessanteste an Thanksgiving und am Sonntag ging es wieder zurück nach Columbia. Die Amerikaner sind im Vergleich zu den Deutschen deutlich gastfreundlicher und da ich nun „part of the family“ bin, wurde ich auch dazu eingeladen, Weihnachten mit der Familie zu verbringen, das würde in Deutschland wohl nicht so schnell passieren.
Fußballtechnisch hat sich seit dem letzten Bericht von mir nicht sonderlich viel getan, beim Unentschieden gegen Oberpleichfeld/Dipbach wäre wohl ein Sieg drin gewesen, nach dem, was ich von einigen gehört habe. Die letzten Plätze sind weiter aneinandergerückt und drei Punkte können schnell einiges gutmachen. Ich hoffe, dass vor der Winterpause noch ein paar Punkte geholt werden und man ohne nervös zu werden in die Pause gehen, neue Kraft sammeln und sich dann auf die Rückrunde konzentrieren kann. Dazu von mir viel Erfolg und bis zum nächsten Bericht.

Schöne Grüße

Sebastian